25.02.2019

Vom Sidekick zum Publikumsliebling

Werkstattbericht zu JS 2120 von Ian Rolf Hill

Diese Woche erscheint in den JOHN SINCLAIR CLASSICS der Roman „Die Nacht des Schwarzen Drachen“. Er ist insofern etwas Besonderes, da John Sinclair in diesem Roman seinen späteren Kampfgefährten und besten Freund Suko kennenlernt, der ihm bis heute die Treue gehalten hat. Anfangs noch als chinesischer Bud-Spencer-Verschnitt, wurde schon früh in der Serie festgelegt, dass Suko eine geheimnisvolle und bewegte Vergangenheit hatte, bevor es ihn nach London verschlug, wo er Leibwächter eines leicht dubiosen Geschäftsmannes namens Li Tse Feng wurde.

In Band 50 („Der Gelbe Satan“) und Band 51 („Die Horror-Kreuzfahrt“) verschlägt es John Sinclair und Suko erstmals gemeinsam nach Hongkong, wo angeblich vermehrt Vampire aufgetaucht sind, die das baldige Erscheinen eines Dämons ankündigen, eben des Gelben Satans. In den JOHN SINCLAIR CLASSICS werden diese Romane übrigens als Band 100 und 101 erscheinen. Der Zweiteiler ist jedoch nicht allein deshalb so bemerkenswert, weil Suko hier seine große Liebe Shao kennenlernt, die damals noch auf der Seite des Bösen stand, sondern auch, weil der Leser erstmals etwas über die Vergangenheit von John Sinclairs Mitstreiter erfährt. Li Shen wird als ehemaliger Lehrmeister und Mentor vorgestellt. Allerdings blieb es auch sein einziger Auftritt in der Serie. Bis heute.

Seit ich an der Serie mitarbeite, war es mein Wunsch, einen Roman über Sukos Vergangenheit zu schreiben, der seine einzelnen Stationen in eine feste und nachvollziehbare Chronologie bringt. Angefangen bei seiner Erziehung im Kloster, über seine Zeit in Hongkong, bis hin zu Sukos Reise nach London. Die Steilvorlage für den vorliegenden Roman bot der Meister himself. Als Jason Dark den Roman „Sukos grausame Feindin“ schrieb, der als Band 1991 erschien, wurde die Idee konkret. Schließlich entkam Amara, die dem Roman zu seinem Titel verhalf, mitsamt ihres geflügelten Helfers.

Schon früher war Suko von seiner Vergangenheit des Öfteren eingeholt worden. In dem Taschenbuch „Babylon in Hongkong“, das demnächst in der Sonder-Edition als Band 106 erscheint, wird beispielsweise das Mysterium um seinen Vater gelöst. In Band 1518, „Sukos Alptraum“, bekommt er es mit einem Mensch-Dämon namens Ai-Wei zu tun, der auch im aktuellen Roman „Abrechnung im Reich der Mitte“ (Band 2120) eine wichtige Rolle spielt und der dafür verantwortlich war, dass Suko das Kloster verlassen musste. Dau Xing und Huang, um die es in Band 1741 „Die Shanghai-Falle“ geht, verbindet eine ganz ähnliche Geschichte.

Wenn ich also über Sukos Vergangenheit schreiben wollte, durften diese Namen nicht unerwähnt bleiben. Und ich muss sagen, es hat riesigen Spaß gemacht. Nicht allein deswegen, weil ich ein bekennender Fan von Suko bin. War er anfangs noch ein herkömmlicher Sidekick, wie man ihn in Dutzenden von Serien, Filmen und Romanen findet, so mauserte er sich schnell zu einer eigenen Persönlichkeit, die den Endboss nicht immer dem Helden überlassen muss und die Geschichte zur Not auch alleine trägt, wie er bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat. Zum ersten Mal übrigens in dem Roman „Die Teufels-Dschunke“ (Band 168).

Und wer die Serie nicht nur oberflächlich kennt, der weiß, dass Suko weit mehr ist als ein austauschbarer Stichwortgeber. Die zahllosen Fans werden mir da sicher recht geben. Natürlich gilt dies auch für all die anderen Freunde und Mitstreiter John Sinclairs, aber um die geht es hier schließlich nicht, und Suko ist neben John schließlich derjenige, der am häufigsten an der Front seinen Mann stehen muss.

Aber dieser Roman ist nicht nur eine Reise in Sukos Vergangenheit, er soll auch verdeutlichen, wie wichtig die Freundschaft zwischen dem Chinesen und John Sinclair ist. Das habe ich dadurch zu verdeutlichen versucht, indem ich die letzten Sätze der Gegenwarts-Handlung einfach aus „Die Nacht des Schwarzen Drachen“ zitiert habe. Wer Lust hat, kann dies gerne vergleichen.

Im Laufe der Jahre ist Sukos Name untrennbar mit dem seiner großen Liebe Shao verbunden, um die es hier ebenfalls geht. Kein Wunder also, dass sich noch ein weiterer Begriff in den Roman geschlichen hat, der ebenfalls bereits mehrfach in der Serie erwähnt wurde, wenngleich es lange her ist. Aber Dämonen kennen bekanntlich keine Zeit und können endlos lange warten.

Ach, und übrigens: just in der Woche, in der ich die „Abrechnung im Reich der Mitte“ in den Kasten hackte, begegnete mir auf der Straße ein Lastwagen mit einer eigentümlichen Aufschrift, bei deren Anblick es mir kalt den Rücken hinablief und ich automatisch nach übergroßen Greifvögeln in der Luft Ausschau hielt. Es war doch schon ein verdammt großer Zufall, dass dieser Lastwagen ausgerechnet an diesem Tag, zu dieser Minute, auf dieser Straße entlangfuhr, auf der auch ich ausgerechnet an diesem Tag, zu dieser Minute, unterwegs war. Gewissermaßen ein Heftromanzufall. Na so was.

In diesem Sinne. Ich hoffe, ihr habt beim Lesen genauso viel Spaß, wie ich ihn beim Schreiben gehabt habe.

Ihr und Euer

Ian Rolf Hill