01.03.2013

Interview mit Jason Dark und Dennis Ehrhardt

„Wir zerbrechen uns gemeinsam den Kopf!“

Interview mit JOHN SINCLAIR-Autor Jason Dark und Hörspielautor und -regisseur Dennis Ehrhardt zur Hörspiel-Umsetzung der Kreuz-Trilogie und zum anstehenden Crossover mit DORIAN HUNTER.

Lieber Jason Dark, lieber Dennis, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt. Seit Folge 71 der Hörspielserie liegt die Verantwortung für Skript & Regie bei Dennis Ehrhardt. Jason, bist du mit seiner Arbeit zufrieden?

Jason Dark: Ja, sehr! Dabei gebe ich gerne zu, dass ich am Anfang schon ziemlich gespannt war, wie er sich in die Serie einfinden würde. Andererseits wusste ich, dass Dennis die Heftromanszene und die einzelnen Serien sehr genau kennt und auch mit seinem Hörspiellabel Zaubermond Audio einen super Job macht.

Findest du dich und deine Serie in der Hörspielbearbeitung wieder?

Jason Dark: Definitiv. Ich finde es großartig, wie Dennis die romanübergreifenden Handlungsstränge bündelt. Es ist ja klar, dass bei der Menge an vorliegenden Romanen nicht jedes Heft vertont werden kann. Also sind auch Änderungen notwendig, damit die Kontinuität gewährleistet bleibt.

Dennis, wie gehst du an die Hörspielumsetzung eines Romans heran?

Dennis Ehrhardt: Wir (Sebastian Breidbach von ear2brain productions, der für das Sounddesign verantwortlich ist, und ich) vertonen die Serie staffelweise. Eine Hörspielstaffel umfasst dabei ungefähr den Output eines Kalenderjahres. Aktuell arbeite ich an den Skripten der Folgen 87-96.

Stimmst du dich bei der Bearbeitung mit Jason Dark ab?

Dennis Ehrhardt: Ich sichte zunächst die Romane, die für eine Staffel in Frage kommen. Die Taschenbücher eingerechnet, können das schon einmal leicht 50 Romane werden. Sobald ich eine Vorauswahl getroffen habe, schlage ich diese Lübbe Audio und Jason Dark vor. Wenn es dann konkret ans Schreiben geht und ich Ideen habe, wie man die Handlung verändern könnte (um zum Beispiel Entwicklungen aus nicht vertonten Romanen einfließen zu lassen), rufe ich Jason an, und wir zerbrechen uns gemeinsam den Kopf.

Kam es so auch zu der Idee, bei der Kreuz-Trilogie wesentliche Elemente aus dem Okastra-Zyklus einfließen zu lassen, der erst ca. 100 Hefte später erschienen ist?

Jason Dark: Dennis rief mich an, als er gerade über der entscheidenden Stelle der Kreuz-Trilogie brütete, in der John von dem alten Makkabäer die Geheimnisse des Kreuzes erfährt. In einer Erzählform wie dem Roman war das nach seinem Empfinden sehr gut gelöst – aber in einer Hörspielumsetzung mit verschiedenen Stimmen und Geräuschen wäre es natürlich schöner, wenn John die Entstehung des Kreuzes tatsächlich erleben würde. So reifte in uns die Idee, dass John persönlich auf den Propheten Hesekiel treffen könnte – während der babylonischen Gefangenschaft!

Dennis Ehrhardt: Ich habe zu der Zeit alle möglichen SINCLAIR-Romane gewälzt, die sich im weitesten Sinne mit dem Kreuz und Johns Bestimmung befassten. Zum Beispiel den 1.000er-Siebenteiler, die Salomo-Romane in den 400ern – aber eben auch den Okastra-Zyklus (Band 317-320), in dem John eine Zeitreise ins alte Babylon unternimmt und im Körper des Barbaren Torkan gegen Baal kämpft.

Bist du denn mit der Umsetzung zufrieden, Jason?

Jason Dark: Ich war begeistert, als ich die Trilogie das erste Mal gehört habe. Sie ist absolut großartig geworden! Interessanterweise hatte ich nach dem Schreiben der Kreuz-Trilogie selbst das Gefühl, dass es außer den Erzählungen des Makkabäers noch eine Menge Dinge aus Hesekiels Zeit gibt, die berichtet werden müssen. Deshalb habe ich den Okastra-Zyklus geschrieben. Umso schöner ist es jetzt für mich, bei der Hörspielumsetzung beide Zyklen in einem vereint zu sehen.

Mit der SINCLAIR-Folge 83 wird ein weiteres ungewöhnliches Projekt verwirklicht – ein Crossover mit der Hörspielserie DORIAN HUNTER. Der Dämonenkiller DORIAN HUNTER wird bei JOHN SINCLAIR mitspielen – und JOHN SINCLAIR wird in der DORIAN HUNTERFolge 21 zu Gast sein, die parallel erscheint. Wie kam es dazu?

Dennis Ehrhardt: Die Idee, daran erinnere ich mich noch genau, kam Lübbe Audio-Chef Marc Sieper und mir während eines Telefonats, in dem wir herumspannen, wie toll es wäre, mal einen echten Hollywood-Star bei JOHN SINCLAIR mitsprechen zu lassen. Sofort kam uns Jürgen Prochnow („Das Boot“, „Beverly Hills Cop“, „Der Da-Vinci-Code“) in den Sinn, der gerade für Lübbe Audio Teile des umfangreichen „Wüstenplanet“-Zyklus von Frank Herbert eingelesen hatte. Die Chance, eine solche Hollywoodgröße im Tonstudio zu haben, führte schnell zu dem Gedanken, ihn nicht nur für eine Hörspielserie einzusetzen. Das Team von Lübbe Audio und ich entschieden uns gemeinsam, das Hörspiellabel Folgenreich von Universal Music mit ins Boot zu holen, für die ich die Serie DORIAN HUNTER produziere. Die Idee dahinter: Jürgen Prochnow könnte einen Bösewicht spielen, der von John und Dorian gemeinsam gejagt wird.

Aber die beiden Serienuniversen sind doch sehr verschieden ...

Dennis Ehrhardt: Natürlich bleibt das Crossover ein einmaliges Projekt. Aber Marco Göllner (der Regisseur von DORIAN HUNTER) und mich reizte sofort die künstlerische Idee dahinter: John und Dorian sollten jeweils aus ihrer Perspektive ermitteln – ohne zu wissen, dass es sich bei dem jeweils anderen um einen Geisterjäger bzw. Dämonenkiller handelt. So kommt es z.B. zu interessanten Begegnungen zwischen beiden – sogar zu einem handfesten Kampf!

Und wer gewinnt?

Dennis Ehrhardt: Dieses Geheimnis will ich natürlich nicht vorwegnehmen. Ich kann nur sagen, dass man jede CD für sich hören kann – aber wer beide hört, hat das doppelte Vergnügen!